Auch das Bauhauptgewerbe leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft fallen die Beeinträchtigungen jedoch deutlich gemäßigter aus. Zuversichtlich stimmt zudem, dass die Branche durch den Bauboom der vergangenen Jahre neue Kraft tanken konnte und sich deshalb zu Jahresbeginn in bemerkenswerter Verfassung befand. Nach den Ergebnissen der ifo Konjunkturumfragen kamen die Baufirmen mit der neuen Situation bislang gut zurecht. Allerdings ist zu erwarten, dass in den nächsten Monaten die Baunachfrage in einigen Segmenten spürbar zurückgehen wird.
Das Bauhauptgewerbe ist sehr kleinteilig organisiert. So erwirtschaften laut Angaben des Statistischen Bundesamtes Firmen mit weniger als 50 tätigen Personen rund die Hälfte des jährlichen Gesamtumsatzes.
Die Ergebnisse der ifo Konjunkturumfragen können dahingehend interpretiert werden, dass sich das in den vergangenen Jahren von Erfolgsmeldungen verwöhnte Bauhauptgewerbe möglicherweise schon auf eine leichte Abkühlung der Baukonjunktur – auf weiterhin hohem Niveau – eingestellt hatte. So tendierten sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen bereits um den Jahreswechsel herum nach unten.
Auch die Baubranche kommt nicht völlig unbeschadet durch die Krise. So tendieren die Auftragsbestände derzeit nach unten. Zudem neigt sich in einigen Bereichen die langjährige Aufwärtsentwicklung ihrem Ende zu. Im Wohnungsbau sowie im gewerblichen Hochbau reichten die Auftragspolster im Mai aber noch jeweils für rund vier Monate.
Die Meldungen zu den erwarteten Beschäftigtenzahlen in den kommenden drei Monaten zeichnen weiter ein positives Bild. Zwar liegt der Saldowert inzwischen im negativen Bereich, vor dem Hintergrund der amtlichen Beschäftigungszahlen gehen die befragten Firmen damit aber wohl bislang nicht von einem Beschäftigtenabbau aus. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für das laufende Jahr erstmals seit langer Zeit nur eine Stagnation. Das würde aber immerhin bedeuten, dass die geschätzt etwa 20 000 Renteneintritte durch Neueinstellungen in ähnlichem Umfang ausgeglichen würden.
Stand: 10. Juni 2020