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Modulares, serielles, vorgefertigtes Bauen – die Lösung des Wohnraumproblems?

Die Mietpreise steigen, gleichzeitig wird Wohnraum immer knapper. Für diese Herausforderungen gibt es aber einen vielversprechenden Lösungsansatz: serielles und modulares Bauen mit industriell vorgefertigten Bauteilen. Das modulare Bauen ist aktuell einer der wichtigsten Zukunftstrends in der Baubranche. Erfahren Sie mehr zu den effizientesten Ideen aus dem Modularbausektor auf der BAU 2023.

Was ist modulares Bauen?

Beim modularen Bauen als Bauweise der Zukunft werden einzelne, dreidimensionale Module nach dem Baukastenprinzip industriell vorproduziert. Die Bau-Einzelteile für das serielle Bauen entstehen zuvor mit digitalen Werkzeugen am Computer und lassen sich in beliebig vielen Varianten zusammen- und wieder auseinanderbauen. Das beinhaltet alle nötigen Informationen: von der Stückzahl der Elemente über physikalische Eigenschaften bis hin zur grafischen Darstellung aller Anschlüsse. So können innerhalb weniger Minuten verschiedene Varianten eines Gebäudes mit unterschiedlichen Grundrissen skizziert werden. Aus diesen digitalen Daten entstehen dann standardisierte, frei kombinierbare Bausätze, die in der Fabrik vollautomatisch zusammengebaut werden – ähnlich wie Autos auf dem Fließband. Nur, dass anstelle von Karosserien und Motoren Fenster und Fassaden montiert werden. Auf der Baustelle kommen letztlich dann alle Bauteile zusammen.

Modulares Bauen heißt im Übrigen auch serielles Bauen, weil die Branche hier eine Bauweise anwendet, die Modulteile in Serie herstellt. Ganz neu ist das Modulverfahren nicht. Bereits in den 1920er Jahren haben sich Gropius, Le Corbusier oder Mies van der Rohe damit auseinandergesetzt. In den 1960er und 1970er Jahren erlebte das serielle Bauen mit den bekannten Plattenbauten erneut einen Aufschwung. Heute liegt es wieder im Trend, weil es als vielversprechende Lösung gilt, um möglichst schnell, flexibel und günstig neuen Wohnraum zu schaffen

Modulares Bauen – die wichtigsten Vorteile

Nicht nur dem Material- und Fachkräftemangel wirkt modulares Bauen entgegen, sondern vereint viele weitere Pluspunkte:

  • Weniger Bauschutt auf der Baustelle: Wenn die einzelnen Module in der Werkhalle vorgefertigt werden, entsteht auf der Baustelle weniger Abfall und weniger Lärm vor Ort. Zudem ist eine einheitliche Qualität gesichert. Im Holzbau funktioniert das beispielsweise besonders gut, da Holzmodule im kompletten Ausbau immer noch leicht und gut transportfähig sind. Auf der Baustelle sind sie schnell montiert.
  • Langwierige Planungs- und Bauprozesse minimieren sich: Mit Hilfe digitalisierter Arbeitsweisen können Anpassungen in wenigen Minuten flexibel umgesetzt werden. Die industrielle Fertigung ermöglicht schnelle sowie effiziente Planungs- und Bauprozesse.
  • Kosten senken und nachhaltiger bauen: Durch einen geringeren Planungsaufwand wird der gesamte Bauprozess preiswerter. Zudem bewirken kürzere Bauprozesse, dass weniger Strom, Benzin und andere Ressourcen benötigt werden. Das schont die Umwelt nachhaltig.
  • Flexible Anpassungsmöglichkeiten: Standardisierte, vorgefertigte Bauprozesse sind leicht anzupassen. Mit Modulbau ist es zum Beispiel möglich, einzelne Teile wiederzuverwenden oder an anderer Stelle weiter zu nutzen. Serielles Bauen fördert die Idee einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Serielles und modulares Bauen als Zukunftstrend

Auch wenn es viele Vorteile gibt, beträgt laut VdW Südwest, dem Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e. V., der aktuelle Marktanteil von modularen Gebäuden bisher erst rund vier Prozent. Doch das soll sich zukünftig ändern: Die urbane Verdichtung nimmt stetig zu. Moderne Bauweisen wie das modulare Bauen ermöglichen, schnell Wohnraum zu schaffen. Stadtplanerinnen und -planer stehen schon jetzt vor großen Herausforderungen, weil sie die kommunalen Interessen vertreten und gleichzeitig nachhaltige, sinnvolle Konzepte für Kitas, Schulen, Büros, Wohnheime oder Ein- und Mehrfamilienhäuser liefern müssen.

Die Schnelligkeit modularen Bauens bietet hierbei einen zentralen Vorteil: Im Vergleich zum normalen Bau eines Mehrfamilienhauses, der sich über ein bis zwei Jahre hinziehen kann, dauert der Bau eines seriellen Wohnhauses nur etwa vier Monate. Zudem steigt die Nachfrage nach sogenannten Mixed-Use-Immobilien, die verschiedene Funktionen und Lebensbereiche wie Wohnen, Sport, Arbeit und Co. auf engem Raum bündelt. Hier sind neue Strategien und Konzepte für gemischt genutzte Immobilien gefragt.

Nachhaltiges Bauen mit Modulen

Auch für Nachhaltigkeitsaspekte spielt modulares Bauen eine wichtige Rolle. Denn mit seriellen Produktionen lassen sich klimafreundliche Energiekonzepte leichter umsetzen, weil sie weniger Bauabfälle produzieren. Zusätzlich ist es möglich, fossile Ressourcen wie Strom oder Benzin zu sparen. Auch können Rohstoffe Dank der Modulbauweise wiederverwendet werden. Aus einem alten Einfamilienhaus ist mit modularen Einzelteilen schnell ein neues Studierenden-Apartment errichtet. Modulares Bauen wird sich in der Zukunft durchsetzen, denn die Nachfrage nach modernen Wohnkonzepten wächst weiter. Branchen-Expertinnen und -Experten prognostizieren, dass sich modulares und serielles Bauen voraussichtlich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre in Deutschland weiter durchsetzen werden.