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Die neue EU-Bauproduktenverordnung 2024: Chancen und Herausforderungen für die Bauwirtschaft

Die Bauproduktenverordnung ist ein zentrales Element des europäischen Binnenmarktes für Bauprodukte. Mit der Veröffentlichung der neuen EU-Bauproduktenverordnung im Amtsblatt der Europäischen Union am 18. Dezember 2024 ist die Neufassung seit dem 7. Januar 2025 in Kraft. Im Vergleich zur Vorgängerversion bringt die neue Verordnung zahlreiche Änderungen mit sich, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Bauwirtschaft haben.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Neue Verordnung revolutioniert Bauprodukte

Eine der wichtigsten Neuerungen ist die stärkere Betonung der Nachhaltigkeit. Die Verordnung verlangt erweiterte Nachweise über die Umweltverträglichkeit von Bauprodukten. Dazu gehören detaillierte Lebenszyklusanalysen und die Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit von Materialien.

Die Hersteller sind nun verpflichtet, Angaben zur Klimaverträglichkeit ihrer Produkte zu machen, was nicht nur eine genaue Dokumentation, sondern auch eine intensive Auseinandersetzung mit der gesamten Wertschöpfungskette erfordert. Diese Neuerungen gehen Hand in Hand mit der Digitalisierung. Mit der Einführung eines digitalen Produktpasses wird es einfacher, Informationen zu technischen Spezifikationen, Umweltleistungsdaten und Konformitätserklärungen bereitzustellen. Dieses Instrument ist nicht nur ein Fortschritt in Sachen Transparenz, sondern reduziert auch den Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten.

Darüber hinaus wird die Marktüberwachung durch die Verordnung gestärkt. Durch eine bessere Koordinierung zwischen den EU-Mitgliedstaaten und die Nutzung digitaler Plattformen zur Überwachung von Bauprodukten sollen Qualität und Sicherheit deutlich verbessert werden. Gleichzeitig wird die Harmonisierung technischer Standards zwischen Normungsorganisationen und EU-Institutionen vorangetrieben, um die Anwendung technischer Vorschriften klarer und effizienter zu gestalten.

Kran und Baupläne mit Schutzhelm; im Hintergrund die Flagge der Europäischen Union.
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Mehrere EU-Flaggen wehen vor einem modernen Gebäude mit einer gitterartigen Fassade.
© guillaume perigois / unsplash

Von Hürden zu Vorteilen: Perspektiven erkennen und Hindernisse überwinden

Diese Neuerungen stellen die Bauwirtschaft vor große Herausforderungen. Hersteller müssen erhebliche Investitionen in neue Technologien und Prozesse tätigen, um Nachhaltigkeitsnachweise zu erbringen und digitale Produktpässe bereitzustellen. Architekten und Planer müssen sicherstellen, dass die verwendeten Bauprodukte den neuen Anforderungen entsprechen. Zudem wird eine enge Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig sein, um die Vielzahl an Daten und Nachweisen effizient bereitstellen zu können.

Dennoch bietet die neue Bauproduktenverordnung auch große Chancen. Der Digitale Produktpass ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Werkzeug, das die Effizienz und Transparenz über den gesamten Lebenszyklus eines Bauproduktes deutlich steigern kann. Mit dem Fokus auf Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit werden zudem neue Geschäftsmodelle gefördert, die die Kreislaufwirtschaft stärken.

Nach intensiver Arbeit an dieser Novelle kann sie im Januar 2025 in Kraft treten. Mit der neuen Verordnung wird ein digitaler Pass für Bauprodukte eingeführt, der alle Angaben über Leistung und Eigenschaften des Produkts bündelt. Verbraucherinnen und Verbraucher, die bspw. ein Haus, einen Anbau oder ein Carport bauen wollen, können somit zukünftig auf einen Blick sehen, wie nachhaltig ihre Baumaterialien sind und wo die Produkte herkommen. Mit der neuen Verordnung wird es zusätzlich leichter, bereits verwendete Bauprodukte wieder zu verwenden, was die Umwelt und den Geldbeutel schont.

Klara Geywitz
  • Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen