Die heutigen Städte sind weitgehend bebaut und versiegelt. Gleichzeitig müssen Gebäude, die wir heute planen und bauen, auch noch in 50 und mehr Jahren unter den dann herrschenden klimatischen Bedingungen funktionieren und zukünftigen extremen Wetterereignissen bestmöglich standhalten. Daher ist es wichtig, nicht nur kurzfristige Antworten auf dringende Bedürfnisse zu geben, sondern diese als langfristige strategische Maßnahmen auf verschiedenen Maßstabsebenen zu betrachten. Neben Prinzipien wie der Schwammstadt oder Maßnahmen zur Eindämmung des urbanen Wärmeinseleffektes tragen auch Fassaden- und Dachbegrünungen zur Verbesserung des Mikroklimas im direkten Wohnumfeld bei. „Grüne“ Architektur reduziert nachweislich Hitzeinseln in Städten, wirkt isolierend, bindet Feinstaub und fördert die Biodiversität.
Hohe Kosten und Pflegeaufwand, Schäden an der Bausubstanz, Zweifel an der Klimawirkung bis hin zu unerwünschten tierischen Mitbewohnern – die Liste der Vorurteile ist lang. Dabei bietet die Gebäudebegrünung viele Vorteile. Einer der wichtigsten ist die Verbesserung der Luftqualität. Pflanzen an der Fassade filtern Schadstoffe und Staub aus der Luft und verbessern so die Luftqualität erheblich. Sie absorbieren Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff, was besonders in dicht besiedelten städtischen Gebieten von großer Bedeutung ist.
Ein weiterer Vorteil ist die Energieeinsparung. Begrünte Fassaden wirken wie eine natürliche Isolierschicht, die die Innenräume im Sommer kühl und im Winter warm hält. Dadurch verringert sich der Energiebedarf für Heizung und Kühlung, was zu erheblichen Einsparungen bei den Energiekosten führt. Außerdem tragen Pflanzen dazu bei, den städtischen Wärmeinseleffekt zu verringern, da sie weniger Wärme absorbieren und reflektieren als herkömmliche Baumaterialien wie Beton oder Glas.
Darüber hinaus bieten Fassadenbegrünungen Schutz für die Bausubstanz. Sie schützen die Fassade vor schädlichen Witterungseinflüssen wie Regen, UV-Strahlung und extremen Temperaturschwankungen, was die Lebensdauer der Baumaterialien verlängern und die Instandhaltungskosten senken kann. Begrünte Fassaden verbessern auch das Mikroklima, indem sie die Luftfeuchtigkeit regulieren und eine angenehmere Umgebung schaffen. Darüber hinaus können sie durch Schallabsorption den Lärmpegel in städtischen Gebieten senken. Aus ästhetischer Sicht verschönern Fassadenbegrünungen das Stadtbild und tragen zur Schaffung attraktiver und lebenswerter Stadträume bei. Der Anblick von Pflanzen und Grünflächen wirkt sich nachweislich positiv auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen aus. Schließlich fördern Fassadenbegrünungen die Biodiversität, indem sie Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Kleintiere bieten.
Insgesamt tragen Fassadenbegrünungen erheblich zur Nachhaltigkeit und Lebensqualität in städtischen Gebieten bei, indem sie die Umwelt entlasten, Energiekosten senken und das Wohlbefinden der Bewohner fördern.
Um resilientes klimawirksames Stadtgrün zu erhalten und zu entwickeln, sind spezielle Kenntnisse über die Anpassungsfähigkeit einzelner Arten unter verschiedenen Bedingungen erforderlich. Zwei aktuelle Veröffentlichungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bieten hierzu Unterstützung.
Unter dem Titel „Stadtgrün wirkt!“ werden Aspekte der Pflanzenauswahl für eine leistungsfähige Vegetation zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz in der Stadt vorgestellt.
Die Publikation „Low-Tech-Green Fassadenbegrünung“ widmet sich der Quantifizierung von Aufwand und Ertrag von Fassadenbegrünungen. Um den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes zu erbringen, ist es das Ziel des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens, ein kostengünstiges System zur Begrünung von Gebäudefassaden in Herstellung und Betrieb zu entwickeln und den Verlauf des Pflanzenwachstums durch dynamische Gebäudemodellsimulationen zu verifizieren.