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Neue Leipzig Charta

Globale Entwicklungen wie Klimawandel, Digitalisierung und soziale Ungleichheit beeinflussen unser Zusammenleben in den Städten.

Auch unser Handeln hat mehr denn je globale Auswirkungen. Wurde in der Charta von Athen (1933) noch die Trennung von Wohn-, Arbeits- und Erholungsbereichen betont, um Effizienz und Gesundheit zu fördern, ist es heute notwendig, von einer funktionalen Stadtplanung zu einem integrativen und nachhaltigen Ansatz überzugehen.

Erstmals als Leipzig Charta 2007 von den europäischen Stadtentwicklungsministern verabschiedet, wurde die Neue Leipzig Charta 2020 während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft grundlegend aktualisiert. Das Ergebnis ist eine starke politische Leitlinie für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklungspolitik, deren Relevanz sich aus der Selbstverpflichtung ergibt, nationale Stadtentwicklungspolitiken zu betreiben, die den Prinzipien der Charta folgen und sie in konkrete Initiativen umsetzen. Wie soll das konkret passieren? In den Kommunen werden nicht nur Lebensräume und Lebensqualität vor Ort gestaltet, hier werden auch die Werte und Traditionen bewahrt, für die die europäische Stadt steht. Oder wie die Minister in ihrer Erklärung formulieren: „Städtische Transformation basiert auf der Integration der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Dimension nachhaltiger Entwicklung.“

Neben den Querschnittsthemen Digitalisierung und Bodenpolitik und den räumlichen Ebenen (Quartier, Stadt, Stadtregion) lassen sich drei Leitziele für die transformative Kraft der Städte ableiten: die gerechte Stadt, die grüne Stadt und die produktive Stadt.

1. Die gerechte Stadt

Chancengleichheit und Umweltgerechtigkeit für alle, unabhängig von Geschlecht, sozioökonomischem Status, Alter und Herkunft, sind notwendig. Die gerechte Stadt lässt niemanden zurück. Sie bietet allen die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren. In ihr haben alle Zugang zu Bildung, bezahlbarem Wohnraum, sozialen Dienstleistungen, Kultur, Gesundheit und Energieversorgung.

© BBSR / Collagen: EINSATEAM, Berlin (Karo Rigaud)
© BBSR / Collagen: EINSATEAM, Berlin (Karo Rigaud)

2. Die grüne Stadt

Die grüne Stadt ist klimaneutral, setzt auf erneuerbare Ressourcen und bietet Grün- und Erholungsflächen für alle. Sie vernetzt umweltfreundliche Mobilitätsangebote und schützt empfindliche Ökosysteme. So trägt die transformative Kraft der Städte zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und zu einer hohen Umweltqualität in Bezug auf Luft, Wasser und Boden sowie zu einer nachhaltigen Flächennutzung bei.

3. Die produktive Stadt

Der Strukturwandel kann nur mit einer breit aufgestellten Wirtschaft bewältigt werden, die Arbeitsplätze und eine solide finanzielle Basis für eine nachhaltige Stadtentwicklung schafft. Als attraktive, innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaftsstandorte brauchen Städte qualifizierte Arbeitskräfte, soziale, technische und logistische Infrastrukturen sowie bezahlbare und verfügbare Flächen. Hier können Anreize helfen, um Kleingewerbe, Handwerk und urbane Landwirtschaft wieder in die Städte zu holen.

© BBSR / Collagen: EINSATEAM, Berlin (Karo Rigaud)

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Broschüre des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, die die Neue Leipzig Charta vorstellt, erläutert und Anregungen direkt aus der und für die städtebauliche Praxis gibt. Für 21 Themen- und Handlungsfelder der Leipzig-Charta werden konkrete Ansätze für die Praxis anhand von Projekten vorgestellt, die in diesem Kontext besonders vorbildlich sind. Sie geben Anregungen und Impulse für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung der Städte und Gemeinden im Land – von integrierten Entwicklungskonzepten bis Kommunalen Kooperationen, von A wie der Allgäuer Genussmanufaktur bis U wie Urbane Stadtgärten.