EN

Ressourcen effizienter nutzen

Seit 1970 hat der Rohstoffverbrauch weltweit deutlich zugenommen. Gründe dafür sind vor allem ein rohstoffintensiverer Lebensstil und das Wachstum der Weltbevölkerung, die sich im gleichen Zeitraum verdoppelt hat. Wie viele Industrienationen steht auch Deutschland vor der großen Herausforderung, den eigenen Ressourcenverbrauch deutlich zu reduzieren. Hinzu kommt das Abfallaufkommen, dazu noch Materialengpässe und Herausforderungen in den Lieferketten, die eine widerstandsfähigere Beschaffungsstrategie erfordern. Eine effizientere Nutzung der Ressourcen ist daher wichtig, um die Lebensqualität heutiger und zukünftiger Generationen zu sichern.

Die BAU 2025, Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme, stellt das ressourcenschonende Bauen als einen Weg zur Nachhaltigkeit in der Baubranche in den Fokus. Von der Verwendung nachhaltiger Materialien über den Einsatz fortschrittlicher Technologien zur Ressourcenschonung bis hin zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zeigt die BAU 2025 die neuesten Technologien und Strategien, die den Grundstein für die Zukunft des Bauens legen.

Ressourcenbewusstsein im Fokus

Der nachhaltige Umgang mit den vorhandenen Ressourcen erfordert ein Umdenken in allen Bereichen und zwischen allen am Bau Beteiligten. Sei es durch die Verwendung umweltverträglicher Materialien und Rohstoffe, die entweder recycelbar, nachwachsend oder aus nachhaltiger Produktion stammen, oder die Reduktion der Emissions- und Energieintensität klassischer Baustoffe durch neue Produktionsverfahren.

© Messe München GmbH

Auch die Nutzung und der Betrieb von Gebäuden hat Einfluss auf die Ressourcenschonung, u.a. durch langlebige, tragfähige Strukturen, die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien, optimierte Gebäudehüllen und intelligente Gebäudetechnik. Doch kein Thema beschäftigt die Baubranche so sehr wie das kreislaufgerechte Bauen. Wenn wir es flächendeckend zum Standard erheben wollen, benötigen wir nicht nur recycelbare Baustoffe und Bauelemente, sondern auch eine andere Art der Planung und des sortenreinen Konstruierens.

Von Suffizienz bis Resilienz

Nachhaltige Entwicklung kann durch verschiedene Strategien auf unterschiedlichen Ebenen erreicht werden. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Grundstrategien der Nachhaltigkeit: Effizienz, Suffizienz und Konsistenz. Während die Effizienzstrategie auf eine Verringerung des Inputs bei gleichem Output abzielt und die Konsistenzstrategie auf die Entwicklung langlebiger und nachhaltiger Produkte fokussiert, hinterfragen Suffizienzstrategien nutzungsspezifische Konsummuster im Sinne von „weniger“ und „genug“, um soziale Gerechtigkeit innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen. Im Gebäudebereich adressiert Suffizienz u.a. die Reduzierung des Pro-Kopf-Flächenbedarfs, die Priorisierung von Bestandsnutzungen vor Neubauten, die Anpassbarkeit und Flexibilität von Räumen und Gebäuden sowie ein angepasstes Nutzungsverhalten. Unterstützung von Suffizienzansätzen im Gebäudebereich bietet eine aktuelle Veröffentlichung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Der Lowtech-Ansatz kann auch auf der konstruktiven und gebäudetechnischen Ebene durch einfache Bauweise, geringere Ausbaustandards und energiesparendes Nutzerverhalten und damit reduzierte Komfortansprüche umgesetzt werden. Mit der Frage der Verringerung der Komplexität des Bauens beschäftigt sich das Forschungsvorhaben „Einfach bauen“.

Während sich suffiziente Ansätze auf die Reduktion und Effizienz konzentrieren, stellt die Resilienz sicher, dass Gebäude und Infrastrukturen auf lange Sicht flexibel und widerstandsfähig gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen, wie kurzfristiger Starkregen oder langfristige Veränderungen durch den Klimawandel bleiben. Durch eine robuste Bauweise und die Integration von Anpassungsmaßnahmen wie begrünte Dächer, wasserdurchlässige Oberflächen und die Förderung der Artenvielfalt werden Gebäude und Städte widerstandsfähiger gegenüber Umweltveränderungen und tragen gleichzeitig zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

Alles eine Frage von Material und Bauweise?

Der Einsatz nachwachsender, regionaler und lokaler Rohstoffe und bereits bekannte alte Bauweisen spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung ressourceneffizienter Bauweisen. Neben Holz, Bambus, Hanf, Flachs oder Stroh, die bereits während ihres Wachstums CO2 binden, bieten auch andere Rohstoffe wie Lehm oder Kalk ökologische und ökonomische Vorteile, da sie lokal verfügbar, auch Einfluss auf Lieferketten und Transportwege haben. Ob sich aus Stroh Gold spinnen lässt, ist noch eine Frage der Zeit, aber die Vielfalt der Themen, die aktuell durch die Forschungsförderung ZukunftBau des Bauministeriums durch die Kooperation von Hochschulforschung und innovativen Unternehmen bearbeitet werden, weisen einen Blick in die Zukunft.

Darüber hinaus spielt die Weiterentwicklung von Baustoffen eine große Rolle für die Zukunft des Bauwesens. Beton und Stahl, für einen erheblichen Anteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, sind aufgrund ihrer Materialeigenschaften aus dem Bau von Gebäuden und Infrastruktur nicht wegzudenken. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass sich durch die Substitution des Klinkers z.B. durch Flugasche oder Hüttensand die CO2-Bilanz verbessern kann. Auch die Forschungen zu Carbon- und Gradientenbeton zeigen durch Materialreduktion und gezielte Steuerung der Materialeigenschaften Potenziale für das Bauwesen auf, die nicht nur neue architektonische Ausdrucksformen ermöglichen, sondern auch dazu beitragen, die Lebenszykluskosten von Bauwerken zu senken und deren Umweltauswirkungen zu minimieren. Auch das Format der Bauhütte oder eines Reallabors, angelehnt an die historischen lokalen Verbünde verschiedener Handwerksgewerke, kann Impulsgeber für Weiterentwicklungen sein, wie die Bauhütte 4.0 der TU Berlin im Schumacher Quartier in Berlin oder das Marienpark Lab der Initiative Bauhaus Erde.

Ein weiterer Hebel für mehr Ressourcenschonung sind hybride Bauweisen, die die positiven Effekte einzelner Materialien und Elemente im Verbund nutzen. Das Ergebnis sind Verbindungen mit optimierten Eigenschaften wie höhere Festigkeit und Tragfähigkeit bei geringerem Gewicht, was die Konstruktion von größeren und komplexeren Gebäuden ermöglicht. Dazu ermöglicht die Vorfertigung z.B. von Holzhybrid-Elementen eine schnelle und präzise Montage auf der Baustelle, was die Bauzeit verkürzt. Ein weiterer Vorteil ist die Rückführung in einen Materialkreislauf durch eine Trennbarkeit in die einzelnen Materialbestandteile durch eine sortenreine Planung und Konstruktion.

Doch auch bei besten Absichten entstehen Zielkonflikte durch Gesetzesvorhaben und Regulatorik. So kritisieren verschiedene Akteure, unter anderem der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, die neue Musterholzbau-Richtlinie, die die Potentiale der Bauweisen mit Holz z.B. durch Kapselungen konterkariert.

Zirkuläres Bauen: Ressourceneffizienz und mehr

Auch der Einsatz von Recyclingmaterial kann die mit der Neuproduktion verbundenen Emissionen reduzieren. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft, oft auch synonym mit zirkulärem Bauen verwendet, steht in diesem Zusammenhang für einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft: weg von der traditionellen linearen Wirtschaft (make, take, waste) hin zu einem nachhaltigen zirkulären Ansatz (reduce, reuse, recycle). Das ermöglicht nicht nur Einsparungen von Ressourcen, sondern eröffnet auch neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle in der Industrie. Dazu bedarf es unter anderem:

Design für Demontierbarkeit

Design für Demontierbarkeit, wie das dänische Architekturbüro Adept in seinem Impuls auf BAU Insights oder LXSY Architekten im Podcast der Bundesarchitektenkammer erklärt.

Geschlossene Materialkreisläufe

Das Gestaltungsprinzip Cradle to Cradle sowie der Einsatz von langlebigen Materialien tragen wesentlich zur Nachhaltigkeit, aber auch der Effizienz bei.

Product-as-a-service / Mietmodelle

Die Hersteller bleiben Eigentümer der Materialien und sind für deren Rücknahme und Wiederverwendung oder Recycling am Ende der Nutzungsdauer verantwortlich, wie die Lindner Group im Videobeitrag auf BAU Insights erklärt.

Handelsplattformen

Plattformen für den Handel mit recycelten Materialien und oder wiederverwendbaren Bauelementen, wie concular, Fibree oder Block materials, die gemeinsam im Pilotprojekt »Kreislaufschließung« im Rahmen der IBA´27 von der Inventarisierung bis zur Erstellung von Plattformen zusammenarbeiten.

Dass der Wirtschaftskreislauf von Materialien nicht nur auf der Materialebene, sondern auch als Urbane Mine in der Stadt funktioniert, zeigt das Pilotprojekt „Bergbau in der Stadt: Heidelberg wird Europas erste kreislauffähige Kommune“. Doch auch hier sind die Potenziale noch nicht vollständig ausgenutzt.

Digitale Werkzeuge und Ressourcenmanagement

Für eine effektive Kreislaufwirtschaft hin zu einer nachhaltigeren und ressourceneffizienteren Bauwirtschaft braucht es Transparenz über Materialien und Ressourcen und eine Struktur, um deren Einsatz über den gesamten Lebenszyklus zu verfolgen und optimal zu nutzen.

Ein Materialkataster ist ein detailliertes Verzeichnis aller in einem Gebäude verbauten Materialien und Produkte mit Angaben zu Menge, Ort, Zustand und Umweltauswirkungen. Erst durch die genaue Erfassung der verbauten Materialien können Entscheidungen über Instandhaltung, Sanierung, Rückbau oder Recycling getroffen werden.

Der Gebäuderessourcenpass geht einen Schritt weiter und bietet eine umfassende Dokumentation der Material- und Ressourceneffizienz eines Gebäudes. Er enthält detaillierte Informationen über die Herkunft, Zusammensetzung, Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit der verwendeten Baustoffe sowie über die Energieeffizienz des Gebäudes. Neben der aktuell laufenden Ausschreibung des Bauministeriums zur Konzeption eines Gesamtansatzes eines Gebäudeinformationsmanagements, haben verschiedene Akteure bereits Fakten geschaffen.

Die Zukunft gestalten: Ressourceneffizienz als Wegweiser

Angesichts der globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und steigendem Umweltbewusstsein in der Gesellschaft ist ein Umdenken in der Bauindustrie unumgänglich. Die zukünftige Entwicklung des Bauwesens erfordert daher eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und vor allem den Mut, traditionelle Wege zu verlassen.

Die BAU 2025 wird nicht nur einen Einblick in aktuelle Trends und Innovationen bieten, sondern auch inspirieren und Wege aufzeigen, wie jeder Einzelne zu einer nachhaltigeren Bauindustrie beitragen kann. Die Zukunft des Bauens ist ressourceneffizient, und die Zeit, diese Zukunft aktiv mitzugestalten, ist jetzt.

Warum ressourcenschonend bauen?

Ressourcenschonendes Bauen ist wichtig, um die natürlichen Ressourcen der Erde zu schützen und den ökologischen Fußabdruck von Bauprojekten zu minimieren. Durch den sparsamen Einsatz von Materialien und Energie trägt es zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Abfällen bei.

Welche Eigenschaften muss ein ökologisches Baumaterial besitzen?

Ein ökologisches Baumaterial wird nachhaltig gewonnen und hergestellt, hat eine lange Lebensdauer und ist am Ende seiner Nutzungsdauer recycelbar oder biologisch abbaubar. Es ist gesundheitlich unbedenklich und hat während seines gesamten Lebenszyklus, einschließlich Transport und Verarbeitung, möglichst geringe Umweltauswirkungen.

Wann ist ein Haus nachhaltig?

Ein Haus gilt als nachhaltig, wenn es in seiner Gesamtheit die Umwelt in seinem Ressourcen- und Flächeneinsatz so wenig wie möglich belastet, energieeffizient ist und seinen Bewohnern gesunde Lebensbedingungen bietet.