Der Nichtwohnhochbau dürfte trotz der durchwachsenen wirtschaftlichen Aussichten immerhin moderat wachsen (+2,7%), wobei das Vor-Corona-Niveau außer Reichweite bleibt.
Im Rahmen der BAU Infogespräche am 7. und 8. November 2024 stellte Ludwig Dorffmeister, ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien, die aktuellen Zahlen zur Baukonjunktur vor.
Während die Corona-Pandemie den länger währenden Aufwärtstrend der europäischen Bauwirtschaft lediglich kurz unterbrach, verhindern die Folgen des Ukrainekriegs mittelfristig weiteres Wachstum. 2026 dürfte das Bauvolumen den Wert von 2022 knapp verfehlen. Zu den Gründen zählen unter anderem die allgemeine Konjunkturabkühlung, der zwischenzeitliche Zinssprung, die erheblichen Kaufkraftverluste und die kräftigen Baukostenzuwächse. Daneben existieren vielfältige länderspezifische Faktoren, die die Einzelmärkte zusätzlich beeinflussen, wie zum Beispiel die staatliche Bauförderung.
Laut der Sommer-Prognose 2024 wird die europäische Bautätigkeit im Zeitraum 2023/24 um insgesamt 4% zurückgehen, danach bis 2026 aber nur um 3% zulegen. Das Tiefbausegment wird seine Expansion unbeirrt fortsetzen (+7,8%), was daran liegt, dass für die umfangreichen Investitionsbedarfe der Verkehrs- und Energieinfrastruktur weiter genügend öffentliche und private Gelder mobilisiert werden können.
Der Wohnungsbau, auf den fast die Hälfte aller Baumaßnahmen in Europa entfällt, ist in den Jahren 2023 und 2024 um insgesamt ein Zehntel geschrumpft (Neubau: -18%). Die Chancen auf eine deutliche Erholung in den kommenden Jahren werden als gering eingeschätzt (-4,3%). Entsprechend zurückhaltend fällt die Genehmigungsprognose aus. Das Auslaufen einer äußerst freigiebigen Fördermaßnahme zur Gebäudesanierung in Italien drückt den gesamten Bestandsektor ins Minus. Ohne Italien lägen die Bestandsmaßnahmen 2026 um 4,2% über dem Wert von 2023.
Hinter dem Minimalzuwachs des europäischen Bauvolumens im Zeitraum 2024 bis 2026 um 0,3% verbergen sich auf Länderebene ganz unterschiedliche Entwicklungen. So dürften in Polen die erbrachten Bauleistungen bis 2026 um 15,2% gegenüber 2023 zunehmen. Danach folgen Irland (+9,5%), Tschechien (+8,3%), Schweden (+8,0%) und Norwegen (+7,6%). Für das Schwergewicht Großbritannien wird ein Plus um 6,1% vorhergesagt. Tatsächlich fallen die mittelfristigen Bauprognosen für die meisten Länder positiv aus. Gleichzeitig befinden sich die Märkte in den drei großen Ländern Italien (-6,7%), Deutschland (4,1%) und Frankreich (-4,0%) jedoch auf Talfahrt und verhindern damit ein günstigeres Gesamtbild.
Der Tiefbau verspürte im laufenden Jahrzehnt ebenfalls Gegenwind, der weitere Zuwächse größtenteils verhinderte. Ob es beim ursprünglich prognostizierten Anstieg der Tiefbauleistungen um 4% im Zeitraum 2024 bis 2026 bleiben wird, ist fraglich. Positiv hervorzuheben, sind die Investitionsanstrengungen der Telekommunikations- und Energieversorgungsunternehmen sowie die – mithilfe von Bundesmitteln – abermals intensivierte Erneuerung des überregionalen Eisenbahnnetzes. Gleichzeitig wird die – insbesondere von öffentlicher Seite erbrachte – Finanzierung von Verkehrsprojekten zunehmend herausfordernder. Beispielsweise hat sich die kommunale Haushaltslage 2023 erheblich verschlechtert und 2024 wird das Finanzdefizit wohl nochmals zunehmen.
Weitere Zahlen zum aktuellen Stand der Baukonjunktur sind auf der Website der BAU 2025 oder dem ifo-Institut zu finden.