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Collegium Academicum – Modellprojekt für nachhaltiges Bauen

Das Collegium Academicum in Heidelberg, 2014 von einer Gruppe AktivistInnen gegründet, um mittels Crowdfunding ein selbstverwaltetes Wohnheimkonzept für 176 Studierende zu entwickeln, ist ein nachhaltiges, ressourceneffizientes Vorzeigeprojekt.

Realisiert von DGJ Architektur auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Heidelberg-Rohrbach, verbindet das Projekt innovative Holzbauweise, eine auf Suffizienz ausgerichtete Raumplanung und ein einzigartiges selbstverwaltetes, gemeinschaftliches Wohnkonzept.

© Thilo Ross Urh. Nr. 4026999
Quelle: DGJ Architektur GmbH
© Thilo Ross Urh. Nr. 4026999
Quelle: DGJ Architektur GmbH

Flexibilität und Nutzungsüberlagerung

Angepasst an die Anforderungen der temporären NutzerInnen wird das Gebäude zum Labor, in dem die BewohnerInnen Raumbedarf, Nutzung und räumliche Konfiguration der Wohnungen zwischen Individual- und Gemeinschaftsflächen neu konfigurieren und verhandeln können. So besteht das Grundmodul einer Wohnung aus einem zentralen Gemeinschaftsraum, an den sich die Individualräume und der Sanitärbereich anschließen.

Der Clou sind die Individualbereiche, die aus zwei 7 m² großen Raumelementen bestehen, die je nach individuellen Lebensgewohnheiten offenbleiben, teilweise durch Trennwände abgetrennt oder durch Versetzen der Wand räumlich abgetrennt werden können. Durch die flexible Schaltbarkeit der Raumzonen lassen sich mit geringem Aufwand auch andere Wohnformen wie große Wohngemeinschaften oder im zweiten Leben betreutes Wohnen realisieren.

Japanisch inspirierter Holzbau

Die Gebäudeteile des Collegium Academicum zeichnen sich durch eine innovative Holzbauweise aus. Das Tragwerk ist eine Hybridkonstruktion aus Skelettbauweise mit aussteifenden Wandscheiben um die Sanitärkerne. Die Besonderheit der Konstruktion ist die nachhaltige elementierte Holzbauweise ohne metallische Verbindungsmittel in der Primärkonstruktion, die - inspiriert von der japanischen Bauweise – nur mit form- und kraftschlüssigen Zimmermannsverbindungen auskommt.

© Thilo Ross Urh. Nr. 4026999
Quelle: DGJ Architektur GmbH
© Thilo Ross Urh. Nr. 4026999
Quelle: DGJ Architektur GmbH

Zum Einsatz kam das vom Architekten Hans Drexler entwickelte Bausystem „Open Architecture“, das Gebäude über den gesamten Lebenszyklus als veränderbar begreift und Flexibilität für die Anpassung an unterschiedliche Kontexte und Bauvorhaben bietet. Durch das Zusammenfügen der Holzbauteile entstehen vorgefertigte Wand- und Deckenelemente, die auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen und eine sehr kurze Montagezeit benötigen. Der Baustoff Holz ermöglicht zudem ein gesundes Raumklima und unterstützt durch seine Wiederverwendbarkeit die Ressourceneffizienz des Gebäudes. In Verbindung mit energieeffizienter Technik und nachhaltiger Planung erfüllt das Projekt hohe ökologische Standards.

Modell für die Zukunft

Das Projekt wurde von Anfang an partizipativ geplant und umgesetzt. Diese „Bottom-up“-Struktur ermöglichte eine Gestaltung, die sich an den Bedürfnissen der späteren Nutzer orientiert. Dadurch wird nicht nur der Raum effizient genutzt, sondern auch ein Gefühl von Eigenverantwortung und Gemeinschaft geschaffen. Das Collegium Academicum beweist, dass ressourcenschonendes Bauen, soziale Verantwortung und Gemeinschaft im modernen Wohnbau Hand in Hand gehen können und setzt neue Maßstäbe für nachhaltiges Wohnen.

© Thilo Ross Urh. Nr. 4026999
Quelle: DGJ Architektur GmbH

Hintergrund

Bauherrin: Collegium Academicum GmbH

Architektur (LP1-LP7) / (Freianlagenplanung bis LP4): DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main

Das Projekt ist Teil der Internationalen Bauausstellung IBA Heidelberg, welche von 2012-2022 Fragen bezüglich Wissenschaft, Architektur und Stadt im 21. Jahrhundert nachging.

Gefördert wurde das Projekt im Programm „Variowohnungen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und im Rahmen des Förderprogramms „Holz Innovativ“ des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, das aus Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Landesmitteln finanziert wird.