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Liu Jiakun erhält Pritzker-Preis 2025

Mit Liu Jiakun ehrt der Pritzker Architecture Prize 2025 einen Architekten, der mit stiller Konsequenz Architektur als Spiegel von Menschlichkeit, Geschichte und Gemeinsinn neu definiert.

Manchmal spricht Architektur leise - und sagt doch alles. Der international renommierteste Architekturpreis, der Pritzker Architecture Prize, geht in diesem Jahr an den chinesischen Architekten Liu Jiakun, geboren 1956 in Chengdu, Volksrepublik China. Seine Bauten sind verdichtete Erzählungen: reduziert im Ausdruck, reich an Bedeutung.

Die Pritzker-Jury würdigt ihn als einen Gestalter, der neue Wege des Zusammenlebens aufzeigt – lokal verankert, global verständlich.

Zwischen Zelt und Ziegel: Orte, die erzählen

Ob ein Zementrelief für ein Erdbebenopfer oder ein lebendiges Stadtviertel wie das West Village in Chengdu - Liu Jiakuns Architektur antwortet mit stiller Poesie auf reale Bedürfnisse. Seine „Rebirth Bricks“ aus Trümmern des Wenchuan-Erdbebens und Weizenfasern stehen sinnbildlich für seine Haltung: Bauen als Akt der Heilung, mit Materialien, die Geschichten tragen. Auch in seinen Museumsbauten verwebt er Tradition und Gegenwart, etwa im Suzhou Museum of Imperial Kiln Brick. Liu arbeitet mit dem, was da ist - mit lokalen Ressourcen, handwerklicher Würde und einem tiefen Gespür für Atmosphäre.

Älterer Mann mit grauem Haar und schwarzem Hemd, der vor einer strukturierten Ziegelwand steht.
© Liu Jiakun, Photo courtesy of The Hyatt Foundation / The Pritzker Architecture Prize

Hu Huishan Memorial (2009)

Ein schlichtes Zelt aus verputztem Beton, errichtet nach dem verheerenden Erdbeben von Wenchuan, steht das Hu Huishan Memorial als stilles Symbol für Verlust und Erinnerung. Abgeschirmt von der Außenwelt gibt es nur durch ein kleines Guckloch Einblick in sein Inneres - Sonnenlicht fällt auf einen leeren Hocker. Inmitten einer bewaldeten Landschaft wird das Gebäude zu einem kollektiven Ort des Innehaltens: eine fragile Geste gegen das Vergessen.

Ein gewundener Schotterweg führt durch eine Rasenfläche mit Bäumen zu einem kleinen Gebäude mit einer rosa Tür.
© Hu Huishan Memorial, photo courtesy of Iwan Baan | The Pritzker Architecture Prize
Ein kleiner grauer Betonschuppen mit offener Tür gibt den Blick auf ein warm beleuchtetes Inneres frei, umgeben von Bäumen und Blättern.
© Hu Huishan Memorial, photo courtesy of Iwan Baan | The Pritzker Architecture Prize
Ein rosa Schlafzimmer, durch ein Guckloch gesehen, umgeben von einem verschwommenen grauen kreisförmigen Rahmen.
© Hu Huishan Memorial, photo courtesy of Iwan Baan | The Pritzker Architecture Prize
Ein gewundener Schotterweg führt durch eine Rasenfläche mit Bäumen zu einem kleinen Gebäude mit einer rosa Tür.
Ein kleiner grauer Betonschuppen mit offener Tür gibt den Blick auf ein warm beleuchtetes Inneres frei, umgeben von Bäumen und Blättern.
Ein rosa Schlafzimmer, durch ein Guckloch gesehen, umgeben von einem verschwommenen grauen kreisförmigen Rahmen.

Shuijingfang Museum (2013)

Vergangenheit trifft Gegenwart: Das Shuijingfang Museum umschließt historische Holzbauten mit neuer Architektur aus Sichtbeton und „Rebirth Bricks“. Lichtschlitze, Höfe und traditionelle Dachformen schaffen ein kontemplatives Raumerlebnis – zwischen alten Öfen und moderner Weinkultur

Betonsäulen rahmen einen Innenhof mit Ziegelpflaster, Bäumen und modernen grauen Backsteingebäuden ein.
© Shuijingfang Museum, photo courtesy of Arch-Exist
Modernes Gebäude mit grauer Backsteinfassade, schrägen Dächern und einem großen offenen Innenhof unter klarem Himmel.
© Shuijingfang Museum, photo courtesy of Arch-Exist
Modernes Gebäude mit grauer Ziegel- und Holzfassade, großen Fenstern und jungen Bäumen auf dem Gehweg.
© Shuijingfang Museum, photo courtesy of Arch-Exist
Hohe Bambusstäbe werfen Schatten auf eine strukturierte Steinmauer im Halbschatten.
© Shuijingfang Museum, photo courtesy of Arch-Exist
Betonsäulen rahmen einen Innenhof mit Ziegelpflaster, Bäumen und modernen grauen Backsteingebäuden ein.
Modernes Gebäude mit grauer Backsteinfassade, schrägen Dächern und einem großen offenen Innenhof unter klarem Himmel.
Modernes Gebäude mit grauer Ziegel- und Holzfassade, großen Fenstern und jungen Bäumen auf dem Gehweg.
Hohe Bambusstäbe werfen Schatten auf eine strukturierte Steinmauer im Halbschatten.

West Village, Chengdu (2015)

Ein ganzer Stadtteil als offenes System: Das West Village vereint Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit auf einem Block. Durchlässige Wege, wuchernde Wildpflanzen und Räume für Bewegung und Begegnung machen aus urbaner Dichte ein Modell für gemeinschaftliches Leben in Vielfalt.

Luftaufnahme eines großen, modernen Schulgebäudes mit grünem Dach und Sportplätzen, umgeben von Stadtgebäuden.
© West Village, photo courtesy of Chen Chen
Luftaufnahme eines großen, modernen Schulgebäudes mit grünem Dach und Sportplätzen, umgeben von Stadtgebäuden.
© West Village, photo courtesy of Arch-Exist
Eine Person steht an einem Teich mit Steinstufen, umgeben von Bambus und moderner Architektur im Hintergrund.
© West Village, photo courtesy of Qian Shen Photography
Luftaufnahme eines großen, modernen Schulgebäudes mit grünem Dach und Sportplätzen, umgeben von Stadtgebäuden.
Luftaufnahme eines großen, modernen Schulgebäudes mit grünem Dach und Sportplätzen, umgeben von Stadtgebäuden.
Eine Person steht an einem Teich mit Steinstufen, umgeben von Bambus und moderner Architektur im Hintergrund.

Ein leiser Weg, der weit führt

Lius Weg zur Architektur war kein gerader. Erst spät, nach Jahren im chinesischen Arbeitsdienst und einem zunächst enttäuschenden Studium, entdeckte er die Gestaltungskraft des Raumes. Heute schreibt er nicht nur Räume, sondern auch Texte - seine Architektur ist eine Form der Erzählung. Die Jury des Pritzker-Preises sieht in ihm einen Architekten, der nicht nur baut, sondern Fragen stellt: nach Gemeinschaft, nach Zukunft, nach Gerechtigkeit. Die Preisverleihung im Louvre Abu Dhabi unterstreicht den Dialog, den Lius Werk eröffnet - zwischen Kulturen, Zeiten und Menschen.

Über den Pritzker-Preis

Der Pritzker-Preis gilt als die höchste Auszeichnung der Architekturwelt und wird oft als ihr “Nobelpreis" bezeichnet. Er wurde 1979 von der Familie Pritzker über die Hyatt Foundation ins Leben gerufen, um lebende Architektinnen und Architekten zu ehren, deren Werk durch Talent, Vision und soziales Engagement einen bleibenden Beitrag zur gebauten Umwelt und zur Menschheit leistet. Die Preisverleihung findet jährlich in unterschiedlichen Städten weltweit statt und würdigt dabei herausragende architektonische Leistungen.

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